Keine Eier im Winter: Berta Zanker

Augsburg vor und nach dem Krieg. Was meine Nachbarin noch wusste.

Die Dokumentation entstand auf Grundlage eines Interviews mit meiner Nachbarin Berta Zanker, geboren 1923 in Augsburg, ehemalige stellvertretende Leiterin der städtischen Berufsfachschule für Hauswirtschaft am Predigerberg in Augsburg. Als eine der letzten Zeitzeugen erzählt sie von ihren sehr persönlichen Erinnerungen an die Zeit ihrer Kindheit auf dem Land in Mindelheim, von ihre Jugendzeit als Gymnasiastin in Augsburg und ihrem Studium der Sozialpädagogik in München. Ihre Erzählungen umfassen eine Zeitspanne, vor während und nach des Krieges, zwischen 1930 und 1950. In teils lustigen, teils traurigen Anekdoten lässt sie die damalige Zeit aus der Sicht einer einfachen jungen Frau wiederauferstehen und erlebbar machen. Die Dokumentation ist mit zahlreichen persönlichen Fotos und historischem Foto- und Filmmaterial versehen und mit eigens komponierter Filmmusik zu einem lebendigen, kurzweiligen filmischen Erlebnis montiert. Ein sehenswertes Zeitdokument.

Zur Entstehung des Films:

Berta Zanker lebte schon seit über 80 Jahren in Augsburg, als ich ihr Nachbar wurde. Auf freundliches Grüßen und kurze Konversationen zwischen Briefkasten und Haustür folgten entschuldigend kleine Bitten, sei es, weil das Telefon oder Fernsehgerät Schwierigkeiten machte oder sie eine Nummer nicht mehr lesen konnte. Die Gegenleistungen bestanden aus: Apfelstrudel, Hefezopf, zu Weihnachten Stollen, zu Ostern eine Henne aus Biskuitteig, hergestellt in einer alten Blechform, die es längst nicht mehr zu kaufen gibt. Die Qualität unübertrefflich, denn Frau Zanker unterrichtete ja junge Frauen in Hauswirtschaft an einer Berufsschule in Augsburg. Mit der Zeit entwickelte sich eine Freundschaft in Form wöchentlicher Mittwochnachmittags-Besuche gemeinsam mit Hündin Lucy.

Mit zunehmender Vertrautheit erzählte mir Frau Zanker nach und nach immer mehr über ihre Kindheit in Mindelheim, ihre Studienjahre in München und ihr späteres Leben während und nach dem Krieg in Augsburg. Obwohl ich dachte, schon alles über diese Zeit gehört und gelesen zu haben, war ich überrascht und berührt von den persönlichen, teils lustigen, teils sehr traurigen Erinnerungen aus dem damaligen Alltag, zum Beispiel dass es im Winter keine Eier zu kaufen gab und diese erst aufwändig haltbar gemacht werden mussten. Oder von der jüdischen Familie in Mindelheim, "hoch angesehene Bürger mit einem erstklassigen Geschäft", die durch das Naziregime alles verloren, und wie Berta Zankers Vater noch versuchte, der Familie finanziell zu helfen. Vergebens. Als ich sie schließlich fragte, ob sie das alles auch vor einer Kamera erzählen möchte, um die Erinnerungen für die Nachwelt zu erhalten, hat sie begeistert zugesagt. So entstand das Interview im Herbst 2018. Am Samstag vor Ostern 2020 starb Frau Zanker im Alter von 96 Jahren.

Der Film wird unterstützt durch: Gegen Vergessen für Demokratie e.V., Büro "Demokratie leben" der Stadt Augsburg, VVN-BdA Kreisvereinigung Augsburg.

DE 2023 - R: Martin Pfeil - D: Dokumentation - FSK: nicht bewertet - L: 62 min.

Filmplakat zu "Keine Eier im Winter: Berta Zanker" | Bild: Pfeil

"Keine Eier im Winter: Berta Zanker" läuft im Thalia .

So, 15.10
11.00
Reservierung: 0821 / 15 30 78 | Online-Reservierung: auf eine Spielzeit klicken.

Szenenbild aus "Keine Eier im Winter: Berta Zanker" | Bild: Pfeil

Keine Eier im Winter: Berta Zanker